Aus dem Nähkästchen geplaudert

Mein Weg zum Laufen

Oder auch: Was ich überhaupt mit dem Laufen am Hut habe.

Sport und ich, wir sind keine Freunde. Vor allem Schulsport hat mich nachhaltig geschädigt. Ich war die Langsame und Kleine, die keine Bälle fangen oder werfen konnte. In eine Mannschaft wurde ich nie gewählt und wenn, dann haben alle anderen gestöhnt. „Nicht die…“

Warum Schulsport die Hölle sein kann

Dementsprechend hoch war meine Motivation, morgens meine Sporttasche zu schultern. war Leichtathletik noch okay – Kopfstand, Rolle vorwärts, Barren, Bockspringen – endete es spätestens mit Tanz. Gott, habe ich es gehasst, dort zu tanzen, ob mit Bändern oder Keulen oder einfach so. Wie kann man junge Menschen so sehr den Spaß am Tanzen verderben, in dem man sie dazu zwingt, vor der gesamten Klasse zu Phil Collins mit Keulen zu tanzen?

Als Ausdauersport gab es in meiner Heimatstadt den sogenannten Stadtseelauf. Das ist eine Runde um einen kleinen See, vielleicht 2,4 km. Meist bin ich gegangen, anfangs wegen meiner Allergie, dann aus Protest zusammen mit meiner Freundin. Die 6en purzelten nur so in unsere Sportbewertung, aber es war uns egal. Wir waren rebellisch und uns sollte niemand zwingen, 2,4 km um einen bescheuerten See zu laufen.

Und dann passierte irgendetwas

Der besagte See.

Ich wohnte nicht weit weg vom See und eines morgens zog ich meine Turnschuhe an und lief die eine verhasste Runde um den See – und es fühlte sich gut an. Also trainierte ich, lief morgens vor der Schule, bemerkte, wie meine Kondition besser wurde.
Als dann der erste Stadtseelauf wieder anstand, überraschte ich alle – inklusive mich. Ich lief als erste ins Ziel, vor dem ehrgeizigsten Mädchen der Stufe. „Fühlt sich mal gut an, oder? Sich anzustrengen?“, fragte meine Sportlehrerin mit einem süffisanten Unterton, hatte sie doch monatelang vorher versucht, zum zum Laufen zu bringen.

Es war nicht das Anstrengen, dass sich gut anfühlte. Sondern das Schaffen. Dass sich selbst beweisen. Ich wünschte jetzt auch, dass ich schreiben könnte, wie ich seit diesem Tag immer mehr an meinem Laufstil feilte, größere Distanzen schaffte. Aber nein. Ich genoss diesen einen Sieg. Und dabei blieb es für die nächsten 10 Jahre.

Wie ich es dann doch noch schaffte, mich zu Wettkämpfen anzumelden, liest du im zweiten Teil.

läuft am Liebsten in brandenburgischen Wäldern

2 Comments

  • Sari

    Ich hatte tatsächlich vom Arzt eine Bescheinigung, dass ich Sport nicht machen muss, weil ich Probleme mit den Knien hatte. Es gab auch bei mir nicht viel, was ich wirklich gerne im SportUNTERRICHT gemacht habe, obwohl ich gerne sportlich unterwegs war. Wie das meiste in der Schule ist so vieles mit Zwang auferlegt, dass man einfach keine Freude daran haben kann.

    Heute würde ich gerne meinem jüngeren Ich sagen, dass man vieles schaffen kann. Inzwischen gehe ich auch regelmäßig laufen, obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich das tatsächlich kann. Wenn das mein jüngeres Ich wüsste, es würde mir erst einmal nicht glauben 🙂

    • Wiwi

      Ich hatte mal eine zeitlang gehofft, dass wenigstens meine Pollenallergie mich rettet, aber Pustekuchen. Ich musste leider immer ran. Den Zwang find ich auch furchtbar, vor allem wenn man weiß, dass man es einfach nicht schafft, weil man nicht genug Kraft hat. Wir mussten mit Medizinbällen werfen, vom Rücken über den Kopf: ich war zu schwach und hab mich auf die Nase gelegt, inklusive Nasenbluten und allem. Hab trotzdem eine schlechte Note bekommen. :/

      Ich würde auch gern nochmal mit meinem Ich reden und ihr sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn sie keine Kugelstoßerin wird. Die Kugel ist mir nämlich auf die Füße gefallen. 😀

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